Freiwilliges Engagement

Zusammenhalten

Freiwilliges Engagement ist mehr als nur eine gute Tat. Es ist die Kernidentität vom Roten Kreuz, die gelebte Vision von mehr Menschlichkeit und Solidarität des Rotkreuz-Gründers Henry Dunant.

«Die Beziehung zu Frau O. ist einfach nur wunderschön und wir sind beide jeweils so positiv genährt nach unseren Treffen. Ein Goldstück, diese Frau! Ich persönlich finde, sie kann einfach nur stolz sein, wie sie nach all ihren Schicksalsschlägen ihr eigenes Leben meistert.» Das erzählte uns Nicole Hänni, die seit fast vier Jahren als Freiwillige im Rotkreuz-Angebot «Pontesano » engagiert ist. Wir durften sie zusammen mit Frau O. am Zürichseeufer, wo die beiden sich manchmal treffen, fotografieren (Bild oben). 

Bei «Pontesano» geht es darum, dass Menschen mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen regelmässig eine freiwillige Person treffen, die im Alltag für sie da ist. «Die beiden sind wirklich ein tolles Team. Mein Eindruck ist, dass sich eine Beziehung entwickelt hat, bei der sich beide auf gleicher Augenhöhe begegnen können», sagt Heidi Bremi, Rotkreuz-Koordinatorin bei «Pontesano». 

Zeit schenken 

Stellen Sie sich vor, es trifft Sie ein unerwarteter Schicksalsschlag, eine Erkrankung, oder Sie sind aufgrund einer veränderten Lebenssituation plötzlich von Einsamkeit betroffen. Wäre es nicht schön, wenn das Zürcher Rote Kreuz eine Person findet, die regelmässig Zeit mit Ihnen verbringt und Sie durch die schwere Zeit begleitet? Wäre es in dieser Situation nicht hilfreich, wenn Sie jemand zum Arzt oder zur Ärztin fährt und ein offenes Ohr für Sie hat? Eine solche Begleitung und Unterstützung kann freiwilliges Engagement ermöglichen. Freiwilligenarbeit ist vielfältig, von Besuchen in Alterszentren über soziale Ferienangebote bis hin zur Hausaufgabenhilfe und zu Begleitungen im Alltag: Dort, wo Menschen Hilfe und Unterstützung benötigen, können Freiwillige Einsätze leisten. Es wirkt sich sowohl bei den Unterstützten, die oft allein nicht weiterwissen, als auch bei den Freiwilligen positiv aus und ist für alle Altersgruppen von grosser Bedeutung. 

Junge engagieren sich für Junge

Auch Hamid und David waren ein Rotkreuz-Tandem (Bild unten). Im Jugendrotkreuz-Programm «Doppio» treffen junge Freiwillige wöchentlich eine Person mit Flucht- oder Migrationsgeschichte. Gemeinsam machen sie Hausaufgaben, lernen Deutsch oder erkunden die Stadt. 

Ich durfte erleben, dass wir am Ende des Tages doch mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben.
David, Freiwilliger beim Jugendrotkreuz
Zwei junge Männer, die ein JRK-Tandem bilden, sitzen an einem Tisch in einem Café und schauen gemeinsam auf ein iPad.

Der Freiwilligeneinsatz ist unterdessen vorbei, doch die beiden bleiben immer noch in Kontakt. Mittlerweile macht Hamid eine Lehre und David arbeitet als Primarlehrperson. Darum sind Treffen nicht mehr so oft möglich. «Aber wenn wir uns sehen, ist alles noch genau wie früher», meint David.

Im Einsatz für ältere Menschen

Daniel Wettstein ist seit fast neun Jahren freiwilliger Fahrer im Rotkreuz-Fahrdienst Zimmerberg (Bild unten). Er engagiert sich freiwillig, weil er nach seiner Pensionierung unbedingt etwas Sinnvolles für Menschen tun wollte und immer noch will. «Für mich gibt es nichts Schöneres, als Menschen zu helfen. Das Rote Kreuz ist für mich eine Institution, die mit meiner persönlichen Grundeinstellung übereinstimmt. Im SRK-Umfeld, wo ich aktiv tätig bin, empfinde ich mich als Teil einer grossen Familie, was schöner nicht sein kann», sagt er. 

Neu können Freiwillige Fahrerinnen und Fahrer mit einer App ihre Fahrten auswählen.

Er hat bei seiner Tätigkeit viel Dankbarkeit erlebt: «Es gibt eine sehr grosse Palette von Behinderungen – von Knochenbrüchen, die operiert wurden, Probleme mit dem Bewegungsapparat bis hin zu Fahrten zur Dialyse, Chemo- oder Mistel- Therapien. Diese Menschen sind uns freiwilligen Fahrerinnen und Fahrern unschätzbar dankbar, weil wir sie vom Wohnort bis in die Arztpraxen, Spitäler oder Rehakliniken physisch und moralisch begleiten.» 

Helfen als Bereicherung

Im Januar erklärte Frank Martela, Professor für Philosophie an der Universität in Helsinki, in einem Interview im «Tages Anzeiger »: «Wir Menschen sind soziale Lebewesen. Wir brauchen die Verbindung zu anderen Menschen, um uns in unserem Leben gut zu fühlen. Laut unseren Studien erleben wir die grösste Sinnerfahrung in unserer Verbindung zu anderen. Diese Erfahrung wird noch gesteigert, wenn man einen positiven Effekt auf einen anderen Menschen hat. Jemandem zu helfen, ist der beste Weg, dem eigenen Leben mehr Sinn zu verleihen.» 

Freiwilliges Engagement spielt für die Gesellschaft als Ganzes eine wichtige Rolle. Es kommt nicht nur den Menschen zugute, die Unterstützung erhalten, sondern ist auch für die Freiwilligen selbst bereichernd. Viele Studien belegen, dass sich freiwilliges Engagement positiv auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden auswirkt. Gleichzeitig wird die gesellschaftliche Solidarität gestärkt und die soziale Integration gefördert. 

Auf Spenden angewiesen 

Freiwilliges Engagement kann auf Dauer nicht ohne finanzielle Unterstützung aufrechterhalten werden. «Spenden machen das freiwillige Engagement überhaupt erst möglich, das kenne ich von meinen früheren freiwilligen Einsätzen. Mit meiner Spende kann ich auch heute noch vielfältig helfen, das ist mir wichtig», sagt eine 83-jährige Spenderin aus Zürich-Wollishofen. Sie spendet seit 1997 regelmässig einen Betrag ans Zürcher Rote Kreuz. Aus Altersgründen kann sie selbst heute nicht mehr freiwillig tätig sein – aber durch ihre Spende ermöglicht sie weiterhin freiwilliges Engagement.

Beim Roten Kreuz kann ich sicher sein, dass meine Spende gezielt eingesetzt wird. Dank den Rotkreuz- Freiwilligen wird der Wert meiner Spende sogar noch vermehrt.»
Langjährige Spenderin aus Zürich

Auch wenn Freiwillige ihre wertvolle Zeit einbringen: Es geht nicht ohne finanzielle Mittel, um die Einsätze zu koordinieren und um das notwendige Umfeld sowie die passende Unterstützung zu bieten. Spenden sind notwendig, um langfristige Stabilität zu gewährleisten, sodass soziale Projekte nicht nach kurzer Zeit aufgrund fehlender Mittel wieder eingestellt werden müssen. Dies ist besonders wichtig, um eine kontinuierliche Unterstützung für bedürftige Gruppen sicherzustellen. So müssen wir niemanden, der unsere Hilfe braucht, im Stich lassen und können für Menschen in belastenden Situationen da sein. 

Veränderungen erleben und gestalten

Die Vision des Rotkreuz-Gründers Henry Dunant war nicht nur eine Reaktion auf die Grausamkeiten seiner Zeit, sondern auch eine tief verwurzelte Überzeugung, dass die Menschlichkeit über politischen und militärischen Interessen stehen sollte und dass jeder Mensch das Recht auf Hilfe hat, unabhängig von seiner Herkunft oder seinem Status. Er träumte von einer universellen Ethik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – machen wir dies bei uns im Kanton Zürich zur Realität. Wir zählen auf über 2 400 Freiwillige und zahlreiche Spenderinnen und Spendern aus dem Kanton Zürich. Es ist unsere Überzeugung, dass wir gemeinsam heute und in Zukunft viel Positives bewirken können. Ermöglichen Sie freiwilliges Engagement – dies stärkt nicht nur die Gesellschaft, sondern gibt Menschen die Möglichkeit, positive Veränderungen zu erleben und zu gestalten.