«Bei meiner Ankunft lag Frau L. in der Küche am Boden. Ihr ging es so weit gut, jedoch konnte sie ohne Hilfe nicht aufstehen. In der Mikrowelle qualmte ein Fertiggericht und die Wohnung war mit Rauch durchzogen.» So schildet der Securitas-Mitarbeiter die Situation, die er in der Wohnung antraf. Er war über die Rotkreuz-Notrufzentrale für diesen Notfalleinsatz aufgeboten worden.
Die Securitas gehört wie verschiedene Spitex-Organisationen, Feuerwehren oder TCS Ambulance zu den Partnerfirmen des Zürcher Roten Kreuzes. Zu den ersten und langjährigen Partnerorganisationen gehört zum Beispiel die Spitex Zürich. «Die Zusammenarbeit ist sehr verlässlich. Es sind alles so nette Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Ernstfall Hilfe leisten», schwärmt Andrea Vollenweider, die beim Zürcher Rotkreuz-Notruf für die Partnerschaften zuständig ist. Das Rotkreuz-Notfallnetzwerk wurde über mehrere Jahre aufgebaut. Laufend kommen weitere regionale Spitexen dazu, wie beispielsweise im April die Spitex Zimmerberg, im Juni die Spitex Pfäffikon oder vor mehr als einem Jahr die Stadt-Spitex Kloten.
Wie funktioniert das genau?
Es ist so: Das Zürcher Rote Kreuz bietet den Notrufkundinnen und -kunden die Möglichkeit, zu Beginn auszuwählen, ob in einem Notfall eine Person aus dem privaten Umfeld aufgeboten werden soll oder eine Rotkreuz-Kontaktperson aus dem Notfall-Netzwerk. Wer sich für den Notruf entscheidet, kann sich nach der Anmeldung in einem Beratungsgespräch für seine Wunschvariante entscheiden oder eine Mischvariante wählen: als erste Kontaktperson eine Person aus dem privaten Umfeld, und wenn diese nicht erreichbar ist, wird an zweiter Stelle eine Rotkreuz-Kontaktperson aus dem Netzwerk aufgeboten.
«Viele ältere Menschen haben niemanden mehr in der nahen Umgebung, den oder die sie fragen könnten, um in einem Notfall aufgeboten zu werden. Oft wohnen die Familie oder die Nachkommen zu weit weg oder es gibt keine nahen Angehörigen mehr. Dank dem System mit den Rotkreuz-Kontaktpersonen haben trotzdem alle Menschen im Kanton Zürich die Chance, das Angebot nutzen zu können», erklärt Andrea Vollenweider die Gedanken hinter dem System. In einem Notfall – zum Beispiel bei Schwindel, einem Sturz oder einfach, wenn man nicht mehr allein aufstehen kann – drückt die Kundin oder der Kunde den Notfallknopf am Handgelenk und die alarmierte Rotkreuz-Notrufzentrale organisiert Hilfe. Wenn im Notrufabonnement die Variante mit einer Rotkreuz-Kontaktperson ausgewählt worden war, wird aus dem Netzwerk diejenige Person anvisiert, die sich gerade am nächsten befindet. Das kann eine Spitex-Mitarbeiterin sein, die man sowieso schon kennt und die gerade Dienst in der Nachbarschaft leistet, ein Securitas-Mitarbeiter, der nachts auf Kontrollgang ist, oder jemand von der Feuerwehr aus der Region. Über einen Schlüsseltresor ist für die Rotkreuz-Kontaktperson der Wohnungs- oder Hausschlüssel zugänglich, dessen Code bei der Notrufzentrale hinterlegt ist.
Hilfe, die ankommt
Im Rapport beschreibt der Securitas-Mitarbeiter den weiteren Verlauf des anfangs erwähnten Einsatzes: «Ich öffnete die Fenster und steckte die Mikrowelle aus. Frau L. war am Anfang ein bisschen schwindelig. Nachdem ich ihr jedoch ein Glas Wasser gegeben und die Fenster geöffnet hatte, ging es ihr wieder gut. Ich begleitete sie ins Wohnzimmer und bereitete ihr ein Toastbrot mit Käse zu. Das SRK Kanton Zürich sowie die Einsatzzentrale wurden informiert und der Einsatz beendet.»
Ganz besonders geschätzt wird von den Kundinnen und Kunden, dass die Notrufzentrale über das daheim installierte Notrufsystem via Sprechkontakt angeben kann, wie lange es dauert, bis die Hilfe eintrifft. «Das Alleinsein am Boden, nicht zu wissen, wann jemand kommt, ist schrecklich. Zu wissen, dass Hilfe kommt und dass ein Sprechkontakt da ist, ist eine riesige Erleichterung und ein grosses Gefühl der Sicherheit», unterstreicht Andrea Vollenweider.
Etwa 60 Prozent der Notrufkundinnen und -kunden im Kanton Zürich nutzen für ihr Abonnement die Möglichkeit mit den Rotkreuz-Kontaktpersonen. Dabei sind die Kosten des einzelnen Einsatzes selbst bereits mit einer monatlichen Gebühr abgegolten. Es gibt noch einen weiteren Vorteil: Manche Kundinnen und Kunden zögern, den Knopf zu drücken, weil sie fürchten, ihre private Kontaktperson aus ihrem eigenen Umfeld zu stören, zum Beispiel mitten in der Nacht. Mit der Rotkreuz-Kontaktperson kommt hingegen eine Person, die sowieso arbeitet und wach ist. So ist die Hemmschwelle, rechtzeitig den Notfallknopf zu drücken, viel kleiner.