Jugendrotkreuz

Jung und engagiert

Im Zürcher Jugendrotkreuz engagieren und vernetzen sich junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren in sozialen Projekten.
Eine Freiwillige hilft bei den Hausaufgaben

Ein Netzwerk für junge Menschen, die sich freiwillig engagieren, um die Chancengleichheit und soziale Integration zu fördern: Das ist das Zürcher Jugendrotkreuz. 

Das Jugendrotkreuz möchte Lücken füllen, die vom Umfeld aus verschiedenen Gründen nicht gedeckt sind, und Kinder und Jugendliche mit wenig Zugang zu Bildung unterstützen. Beispielsweise mit Hausaufgabenhilfe. Der Lerntreff Opfikon ist ein Gruppenangebot, an dem Kinder teilnehmen, um zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Betreut werden die meist 15 bis 17 Kinder von vier bis fünf jungen Freiwilligen. Eine von ihnen ist Juliana (Bild oben, rechts): «Mich erfüllt es mit Freude, wenn ich sehe, dass Menschen, denen ich geholfen habe, vorankommen im Leben. Dass eine für mich so einfache Sache einen so grossen Einfluss auf das Leben eines anderen Menschen haben kann, begeistert mich.» 

Die Freiwilligenarbeit im Lerntreff ist anspruchsvoll.
Reto Mauchle, Projektleiter vom Jugendrotkreuz

In den Lerntreff kommen meist Kinder mit Migrationshintergrund, die sprachlich nicht die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Juliana sagt: «Mich verbindet mit dem Zürcher Roten Kreuz das gemeinsame Ziel, sich um die Schwächeren in der Gesellschaft zu kümmern. Bei mir sind das Kinder, die Unterstützung brauchen. Ich liebe es, wenn sie mir von ihren Erfolgen erzählen und immer mehr an sich selber glauben.» Die meisten jungen Freiwilligen sind selber noch in der Ausbildung, das heisst in der Oberstufe, in der Kantonsschule oder im Studium und nicht weit weg vom Schulstoff, der im Lerntreff von der Primar- bis zur Oberstufe reicht. Reto Mauchle, Projektleiter vom Jugendrotkreuz, berichtet: «Die Freiwilligen haben es sehr gut im Griff und schaffen ein optimales Lernumfeld. Sie können sich beispielsweise auch durchsetzen, wenn es einmal zu laut wird.»

Ferienaktivitäten für Kinder 

Das Jugendrotkreuz ermöglicht Kindern auch Ferienprogramme, zum Beispiel die Sommerferienwoche mit dem Zirkus Pipistrello. Die Ferienwoche wurde im Juli bereits zum fünften Mal in Zusammenarbeit mit der Quartierarbeit der Stadt Opfikon durchgeführt. In der Zirkuswoche geht es um die Möglichkeit, an einer kreativen Ferienwoche teilzunehmen, neue Fähigkeiten zu entdecken und Freundschaften zu schliessen. Das Besondere an dieser Ferienwoche ist die Durchmischung der Teilnehmenden: Rund die Hälfte der 100 Kinder kommt aus Familien aus Opfikon und die andere Hälfte aus sozioökonomisch benachteiligten Familien, zum Beispiel aus Durchgangszentren. 

Anas, einer der Freiwilligen (Bild unten), spricht Kurdisch und Arabisch und erzählt: «Mir gefiel, dass so viele Kinder verschiedener Kulturen dabei waren und ich mithelfen konnte.» Immer wieder kamen Kurdisch sprechende Kinder zu ihm, um ihn etwas zu fragen. Eine Ansprechperson zu haben, die ihre Erstsprache spricht, ist für die Kinder sehr wertvoll. 

Ein Freiwilliger und zwei Ferienkinder machen Znünipause

Die Zusammenarbeit mit andern Organisationen ist bei den meisten Projekten von grosser Bedeutung: Viele Aktivitäten sind – wie die Zirkuswoche – gemeinsam mit Organisationen aus dem Quartier, mit Schulen, Betreibern der Asylzentren oder städtischen Alterszentren entwickelt und aufgebaut worden. 

Junge treffen Ältere 

«Es gibt junge Freiwillige, die sich bewusst für ältere Personen engagieren möchten», sagt Reto Mauchle. «Sie haben oder hatten zum Beispiel in der Familie regelmässig Kontakt mit älteren Leuten. Darunter sind auffallend viele migrierte und geflüchtete junge Personen, aber auch Junge, die ihren Beruf in Richtung Pflege sehen und Erfahrungen mit älteren Menschen sammeln möchten.» 

Die Besuchstage in den Alterszentren eignen sich für Freiwillige, die gut zuhören können, die Fragen stellen und sich dafür interessieren, was ältere Menschen aus ihrer Vergangenheit erzählen. Das Interesse der Bewohnenden an jungen Menschen, ihrem Leben oder ihrer Fluchtgeschichte ist gross. Die Jungen unterstützen die Älteren auf Wunsch auch bei Fragen zur digitalen Welt – am Handy oder PC. So entsteht ein gegenseitig geschätzter Generationenaustausch. 

Die Jugend-Community vom Roten Kreuz setzt sich mit diesen und vielen andern Projekten im ganzen Kanton Zürich seit über 15 Jahren für mehr Menschlichkeit ein. «Menschlichkeit bedeutet für mich, nicht wegzuschauen und die Menschen in meinem Umfeld zu unterstützen. Eine Hand, die gibt, ist nie leer», sagt die Freiwillige Juliana und bringt es damit auf den Punkt.
 

Freiwillige mit Fluchterfahrung

Beim Jugendrotkreuz Zürich engagieren sich seit längerer Zeit junge Personen, die selber aus ihrem Herkunftsland geflüchtet sind. Sie melden sich bei uns, weil sie auf diesem Weg die Sprache lernen wollen, neue Menschen kennenlernen sowie neue Erfahrungen sammeln können. Viele Freiwillige melden uns zurück, dass sie froh sind, hier zu sein, und darum auch etwas zurückgeben wollen. Ob bei einem Generationenprojekt oder einem Spielnachmittag für Kinder, sie können ihre Kompetenzen, Erfahrungen und ihre Solidarität einbringen und vor Ort Unterstützung anbieten. 

Freiwillige, die selbst geflüchtet oder migriert sind, haben dank ihren Sprachkompetenzen einen direkten Zugang zu den Kindern in unseren Aktivitäten und können gut nachvollziehen, was sie benötigen. So spielen ihre Sprachkompetenzen eine wichtige Rolle. Ein soziales Netzwerk aufzubauen, gehört zu den Grundbedürfnissen eines Menschen. Auch dafür ist die Jugendrotkreuz- Community da. 

Im Jugendrotkreuz werden Begegnungen mit Gleichaltrigen, aber auch zwischen Generationen gefördert. Einen Menschen kennenzulernen und seine Biografie zu hören, hilft, ihn besser zu verstehen. In Alterszentren interessieren sich oft beide Seiten – also die Bewohnenden und die Freiwilligen – für die Biografien des Gegenübers. Was zählt, ist der direkte Kontakt – so werden immer auch Gemeinsamkeiten gefunden.